Wo Maschinen stehen, stehen auch Männer. So möchte es zumindest das Klischee, das sich jahrzehntelang manifestiert und anhand von geringen Frauenquoten in bestimmten Branchen leider noch immer bewahrheitet. Meine Kolleg*innen wissen aber eines: Mit Frauen arbeite ich lieber zusammen als mit Männern – Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Ich persönlich, aber auch die HIRSCH Servo Gruppe stellt sich darum seit jeher die Frage, wie es Männerbranchen gelingen kann, unser Mindset zu ändern und nachhaltig frauenfreundliche Angebote zu schaffen.

Veränderungen in der Arbeitswelt sind spürbar

Man(n) verlässt gegen 17 Uhr das Büro und checkt trotzdem daheim auf der Couch die eine oder andere Mail oder nimmt noch schnell einen Anruf entgegen. Berufliches und Privates verschmelzen in vielen Jobs immer mehr; richtig abschalten wird dadurch schwierig. Auch ich musste das qualvoll erlernen und mich selbst zwingen, am Freitagabend die Arbeit im Büro zu lassen. Denn das Wochenende gehört meiner großen Familie zu Hause.

Meine berufliche Familie ist umso größer und internationaler: Die HIRSCH Servo Gruppe beschäftigt aktuell über 1.800 Mitarbeiter*innen weltweit und jedes einzelne „Familienmitglied“ hat eigene Sorgen, Anliegen und Probleme. Die Rufe nach flexiblen Arbeitszeiten, modernen Arbeitsmethoden und exzellenten Weiterbildungsmöglichkeiten waren schon damals – als noch niemand wagte, an eine Pandemie zu denken – nicht zu überhören. Eine ausgewogene Work-Life-Balance und die damit verbundene Vereinbarkeit von Beruf und Familie war noch nie so wichtig wie heute. Zudem es ein absoluter Wettbewerbsvorteil sein kann im „Kampf um die Besten“.

„Family Office“ als Konzept der Zukunft

Dafür müssen aber Maßnahmen und Rahmenbedingungen geschaffen werden. Rund ein Viertel unserer Mitarbeiter*innen sind Frauen, viele davon haben Kinder und Familie. Das unter einen Hut zu bekommen kann immer wieder zur Herausforderung werden. Vor allem dann, wenn Unvorhersehbares geschieht: Falls es einmal später im Büro wird oder der Kindergarten plötzlich geschlossen hat, haben wir im Zuge des Auditprozesses „berufundfamilie“ einen multifunktionalen Eltern/Kind-Arbeitsplatz eingerichtet. Schon in den ersten Wochen haben einige Kinder mit ihren Eltern unser „Family Office“ auf die Probe gestellt – zur vollsten Zufriedenheit aller.

Garantie auf Chancengleichheit

Mit dieser und vielen anderen Initiativen im Unternehmen verhindern wir etwas, was leider noch immer zahlreiche Frauen betrifft: Die Wahl zwischen Karriere und Familie. Bei uns herrscht Chancengleichheit, was der Unternehmensgruppe als Gründungsmitglied des Business Frauen Centers in Kärnten besonders am Herzen liegt! Und mit derart Projekten Schritt für Schritt in die richtige Richtung gelenkt wird.

Darum arbeite ich lieber mit Frauen zusammen

Denn, wie schon eingangs erwähnt, möchte ich Frauen in meinem beruflichen Umfeld keinesfalls missen, speziell nicht in verantwortungsvollen Positionen. Ganz im Gegenteil: Ein Hahnenkampf, der sich bei männlichen Kollegen rasch entwickeln kann, ist beim europäischen Marktführer der Dämmstoffbranche fehl am Platz. Meine Erfahrungen, aber auch die erfolgreiche 50-jährige Unternehmensgeschichte bestätigen ganz klar: Weibliche Kolleginnen sind in der Regel weniger eitel, arbeiten sachlicher und gehen Projekte zielstrebiger an. Die Kommunikation untereinander und der Umgang miteinander sind einfach feiner. Als ich Mut bewies und Frauen in vermeintliche Männerbranchen der EPS-Industrie etablierte, haben mich nicht wenige meiner männlichen Kollegen belächelt. Aber der Erfolg spricht für sich: Von der Konzernjuristin über die Marketingleitung bis zur Personalchefin, sie alle sind echte Leistungsträgerinnen im Konzern.

Als Global Player muss es unser Ziel sein, immer an der Spitze zu stehen. Umso stolzer macht es mich, dass wir unseren Mitarbeiterinnen ein modernes Arbeitsumfeld bieten können und sie im Gegenzug Tag für Tag alles geben, um den Expansionskurs der HIRSCH Servo Gruppe weiter in die richtige Richtung zu treiben.

Branchen müssen umdenken

Ich merke den Wandel, den die Gesellschaft derzeit vollzieht. Eltern brauchen flexible Arbeitszeitmodelle und brauchen innovative Ideen, um ihre Kleinsten die nötige Aufmerksamkeit zu geben. Und zugleich auch die Möglichkeit, sich im Berufsleben vollends entfalten zu können. Eine passende Arbeitsumgebung ist Basis dafür, damit auch Frauen den Schritt in vermeintliche Männerbranchen wagen. Nur dadurch kann die „Arbeit der Zukunft“ unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft und sonstigen Merkmalen gelingen und wir international wettbewerbsfähig bleiben!

Zum Autor:

DI Harald Kogler ist seit November 2013 Vorstand der HIRSCH Servo AG mit Stammsitz in Glanegg/Kärnten. Unter seiner Führung sanierte sich der Konzern und expandierte massiv von 400 auf über 1.800 Mitarbeiter*innen, verteilt auf 31 Produktionsstandorte in Europa, sowie weltweiten Vertriebsbüros. Zuvor hatte der studierte Wirtschaftsingenieur zahlreiche Vorstandsmandate im internationalen Industrieumfeld inne, unter anderem bei der KELAG Kärntner Elektrizitäts-AG und der FUNDERMAX AG. Zudem war er Gründungsvorstandes des KWF und Geschäftsführer der BABEG. Als erfahrener Manager weiß Harald Kogler, worauf es bei der erfolgreichen Führung von Mitarbeiter*innen ankommt: Potenziale von jungen Menschen zu erkennen, diese entsprechend zu fördern und einzusetzen, Freiräume zuzulassen und Diversität zu leben. Privat lebt der Familienvater in einer Partnerschaft und findet den Ausgleich beim Sport in der Natur.