MiM – Mama im Management 2023/2024 – ein spannendes und lehrreiches Jahr
Abschlussarbeit von Mag.a (FH) Christine Hübner
Meine Motivation für die Anmeldung für diesen Lehrgang war die Suche nach Austausch mit
gleichgesinnten Müttern. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis ist es leider nicht üblich, dass
Mütter (fast) Vollzeit arbeiten und dabei auch noch eine Führungsposition innehaben.
Da mein Mann ebenfalls selbstständig ist und ein Architekturbüro mit drei Mitarbeitern leitet, ist
unser Familienalltag naturgemäß geprägt von den zwei Unternehmen.
Das Suchen nach Balance zwischen Kindern, Haushalt und Beruf und vor allem das permanente
schlechte Gewissen gegenüber allen drei Punkten, haben mich dazu veranlasst, eine Bewerbung zu
schicken.
Meine wichtigsten Learnings
a) Wer bin ich und für was stehe ich?
Gerade in einer Branche, die sehr männerdominiert ist und in der vor allem Frauen in
Führungspositionen rar gesät sind, ist es umso wichtiger, klar für mich und meine Positionen
einzustehen.
Hier ist es falsch, sich selber klein zu machen oder – ein typisches Frauenproblem – sich immer
wieder entschuldigen zu wollen. Sich ganz bewusst hinzustellen und sich zu sagen: „Ich stehe für
meine Sache ein, ich bin verantwortlich für ein nachhaltiges Bestehen des Unternehmens, das
bedeutet für mich bewusstes Suchen nach langfristigen Lösungen und das bewirkt gesunde und
nachhaltige Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern“ kostet im ersten Moment
Überwindung, bewirkt aber in einem selbst sehr viel. Der „geschützte“ Raum im Rahmen der
Workshops hat uns einiger dieser Übungen und Überwindungen ermöglicht, welche sich nach dem
erstmaligen Versuch im Alltag leichter umsetzen lassen.
b) „NEIN“ ist ein ganzer Satz!
Gerade das schlechte Gewissen und ein „Überperfektionismus“ führen dazu, dass es für Mütter
schwierig ist, Nein zu sagen. Mein Learning aus dem MiM-Management ist, dass ein „NEIN“ keine
Begründung und keine Entschuldigung braucht! Eine klare Aussage, die für sich selbst steht, wird
respektiert. Klare Ansagen ohne lange Begründungen helfen auch dabei, vom Gegenüber ernst
genommen zu werden.
c) Me-Time – mir darf und muss es gut gehen!
Ich muss als Mutter zuhause und als Chefin in meinem Unternehmen stets funktionieren, die
Richtung vorgeben, (unangenehme) Entscheidungen treffen und präsent sein. Umso wichtiger ist
es, auf sich selbst zu achten und bewusst (Aus-)Zeiten zu schaffen. Den Satz „Mir darf es
gutgehen“ muss ich definitiv verinnerlichen und mir guten Gewissens Pausen schaffen, in denen
ich zur Ruhe kommen kann. Gerade in diesen Ruhephasen ist unser Gehirn höchst aktiv und neue
Ideen sprudeln nur so – umso wichtiger ist es, diese Phasen bewusst möglich zu machen!
In diesem Sinne ist auch die beim MiM-Lehrgang gelernte „Goldene Stunde“: sich bewusst in der
Früh oder am Abend Zeit für sich zu nehmen und dabei vor allem das Handy und andere digitale
Endgeräte zu verbannen.
Vertrauensvolles Netzwerken und Austauschen
Der Austausch mit gleichgesinnten Müttern, welche gleichzeitig auch beruflich engagiert sind, ist eine
wertvolle Bereicherung. Egal, in welchem Alter die Mütter oder die Kinder sind, egal welche Branche
oder Karriereweg, die Herausforderungen und Selbstzweifel betreffen uns alle gemeinsam. Egal, ob
Haushalt, Garten, Freizeit- und Schulaktivitäten der Kinder oder die vernachlässigte Paarbeziehung,
die eigene sportliche Verfassung oder der fordernde Job – Überschneidungen haben wir überall
gefunden. Umso schöner war es in der Peer-Group, dass ein vertrauensvoller und wertschätzender
Austausch über die vielen alltäglichen Kleinigkeiten stattgefunden hat. Hier wurde ohne Wertungen
oder Besserwisserei von den Herausforderungen erzählt. Gerade dieser wertschätzende Umgang und
das Wissen „anderen geht es genauso“ waren eine absolute Bereicherung.
Abschließend halte ich fest, dass ich mir in den letzten Monaten während des MiM-Lehrgangs meiner
Stärken bewusster geworden bin und auch gelernt habe, diese selbstbewusst zu kommunizieren.
Über die Autorin
Mein Name ist Christine Hübner-Rieder, ich bin 38 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier
großartiger Kinder (7 und 5 Jahre alt). Nach meinem Studium „Unternehmensführung“ an der FH
Wien habe ich zwei Jahre bei einem großen Beratungsunternehmen gearbeitet und war europaweit
bei Projekten tätig. 2010 traten meine Eltern mit der Frage an mich heran, ob ich es mir vorstellen
könne, den Familienbetrieb zu übernehmen. Nachdem zu diesem Zeitpunkt in Wien sowohl meine
private Beziehung in die Brüche gegangen war und ich mich auch beruflich verändern wollte, habe
ich zugesagt und bin im Sommer 2011 wieder zurück nach Kärnten übersiedelt.
Unser Familienbetrieb ist ein Farbenhandel für Privatkunden sowie Gewerbekunden an zwei
Standorten in Spittal und Villach. Das Sortiment umfasst hochwertige Innenwand- und
Fassadenfarben, Holzfarben und -lasuren, Lacke aller Art sowie Zubehör und Werkzeug. Unser
Unternehmen feiert heuer bereits sein 30jähriges Jubiläum. Viele unserer Mitarbeiter sind bereits
seit Jahren bei uns und wir bilden auch regelmäßig Lehrlinge aus. Seit 2021 bin ich Geschäftsführerin
und seit dem Pensionsantritt meines Vaters im Jahr 2023 Mehrheitseigentümerin.
