Der 29. Geburtstag lädt frau ein, kurz Bilanz zu ziehen. Noch ein Jahr bis zur „magischen Zahl“ – dies ist wohl Anlass genug, die eigenen Lebensziele zu überprüfen und jene Projekte auf Schiene zu bringen, die bis zum 30er noch unbedingt erledigt sein müssen. In dem Alter das Leben noch einmal auf den Kopf stellen? Das war mit Sicherheit nicht der Plan, den ich für mich vor Augen hatte – und dennoch eine der wertvollsten Erfahrungen in meinem Leben bisher.

Die Wohlfühlzone als gläserner Käfig?

Nach dem Studium in Wien und in der Schweiz ging es für mich zum Schnuppern in die Anwaltskanzlei und in den Gerichtsalltag. Angekommen bin ich schließlich Anfang 2018 an der Uni Klagenfurt, wo ich eine Anstellung als Universitätsassistentin bekommen habe. Ich kann nicht leugnen, dass ich mich in Kärnten bereits niedergelassen habe und meine Zukunft dort geplant hatte. Eigentumswohnung, Partnerschaft, Freundeskreis, die Familie in der Nähe… alle Weichen waren gestellt. Dass das Leben manchmal jedoch seine eigenen Wege geht, wurde mir im Sommer 2021, genau zu meinem 29. Geburtstag, deutlich bewusst.

Das Dissertationsprojekt stand kurz vor dem Abschluss und ich wagte den Blick in die Berufswelt, die mich erwartete. Dabei wuchs jedoch zunehmend die Enttäuschung, weil die beruflichen Perspektiven in Kärnten meinen Vorstellungen nicht so recht entsprechen wollten. Ein erneuter Ortswechsel passte jedoch nicht in das Bild, das ich für meine Zukunft vorgezeichnet hatte.

Wie das Umfeld den persönlichen Weg beeinflusst

In dieser Zeit hatte ich das Glück, jemanden an meiner Seite zu haben, der mein berufliches Vorankommen im Fokus hatte und mich vielleicht sogar ein wenig zum Verlassen meiner Komfortzone gedrängt hat. Mit der Teilnahme am Mentoring-Programm des Business Frauen Centers wurde mir Dr. Guntram Bock als Mentor an die Seite gestellt, der mir nicht nur als fachlicher Sparring Partner zur Verfügung stand, sondern auch für meine persönliche Entwicklung unglaublich wertvolle Impulse geliefert hat. Intensiv hat er mit mir diskutiert, wie ich meine berufliche Zukunft gestalten kann.

Doch nicht nur Guntram war um mein berufliches Fortkommen besorgt. Eine Kollegin aus dem Mentoring-Programm, Barbara Schaper, die mir in der Zwischenzeit zur lieben Freundin wurde, lieferte mir im Sommer 2021 den wertvollen Input (und überredete mich beinahe), mich auf eine Stelle außerhalb von Kärnten zu bewerben.

Das nächste Kapitel

Plötzlich ging alles ganz schnell: Auf die Jobzusage in Graz folgten die Wohnungssuche und damit einhergehend große Veränderungen im Privatleben, sodass plötzlich kein Stein mehr auf dem anderen zu bleiben schien. Neben Unsicherheit und Zweifel wuchs auch das Gefühl, in Hinblick auf den „typischen“ Lebensweg versagt zu haben.   

Im Oktober 2021 durfte ich schließlich in meinen derzeitigen beruflichen Hafen einlaufen. Mit offenen Armen wurde ich im Team der Merkur Versicherung AG in Graz empfangen. Hier traf ich auf ein Mindset, das mit meinen Werten und Vorstellungen von einer Unternehmenskultur völlig übereinstimmt. Als juristische Assistentin des Vorstandsvorsitzenden Ingo Hofmann durfte ich Teil der Merkur Familie werden und in den beruflichen Alltag eines Versicherungskonzerns eintauchen. Wie bunt und abwechslungsreich dieser sein kann, lernte ich schnell. Das größte Projekt, mit dem ich schon kurz nach meinem Start konfrontiert wurde, ist der Kauf der Nürnberger Versicherung Österreich durch die Merkur.

Auch in diesem neuen beruflichen Setting bekam ich die Möglichkeit, von einem Mentor zu profitieren. Auch wenn sich Ingo Hofmann selbst nicht als Mentor bezeichnen würde, gibt er mir nicht nur die Möglichkeit, tiefe Einblicke in den Unternehmensalltag zu gewinnen und an seiner Seite zu lernen; er wurde mir darüber hinaus in der kurzen Zeit schon zum strategischen, fachlichen und persönlichen Vorbild. Zentrale Eckpfeiler seiner Unternehmensführung sind Eigenverantwortung, Agilität, Leadership, der Abbau von Hierarchien und eine gelebte Fehlerkultur.

Lebenslanges Lernen – vor allem aus den eigenen Erfahrungen

Mit einer Fehlerkultur geht eine wichtige Erkenntnis einher: es sind gerade die Fehler, die man selbst macht, die einen weiterbringen. Wenn ich heute zurückblicke auf die schwierigen Monate im vergangenen Jahr, wird mir bewusst, dass insbesondere die Momente des Scheiterns der Start von großen, positiven Veränderungen waren.

Zwar bin ich derzeit sicher nicht da, wo ich mich lange Zeit gesehen habe. Doch zum einen können (und müssen) sich Pläne im Laufe des Lebens ändern und zum anderen sind es vielleicht genau diese Umwege auf dem Lebenspfad, die unsere Zeit erst richtig lebenswert machen. In Summe darf ich resümieren, dass sich meine Entscheidungen für „den nächsten Gang“ schon bezahlt gemacht haben. Trotz Ruckeln in der Vergangenheit nimmt mein Leben jetzt so richtig Fahrt auf.  

Zur Autorin

Magdalena Gruber
Magdalena Gruber

Magdalena Gruber hat Wirtschaftsrecht und internationale BWL an der WU Wien und der Université de Lausanne (Schweiz) studiert und sich nach ihrem Studienabschluss im Konzernrecht spezialisiert. Ihre Dissertation beschäftigt sich mit dem Thema „Doppelmandate im Konzern“. Sie war wissenschaftliche Assistentin und Lehrbeauftragte an den Universitäten Wien und Klagenfurt. In ihrer Freizeit hat sie unter anderem als Landesleiterin für die Landjugend Kärnten engagiert. Seit Oktober 2021 ist sie bei der Merkur Versicherung in Graz als Assistentin des CEO tätig.