Gleiche Chancen für alle, Diversität und eine Welt frei von Stereotypen und Diskriminierung. Eine schöne Vorstellung, oder?

Zahlreiche Studien belegen, dass diverse Teams erfolgreicher sind als homogene Teams. Eine heterogene Zusammensetzung sorgt für Ausgleich, Kreativität und Innovation. Letzteres ist speziell in Ökosystemen wie in Organisationen ein zentraler Bestandteil für nachhaltigen Erfolg. Dies äußert sich beispielsweise durch effizienteres sowie schnelleres Arbeiten und gesteigerten finanziellen Profit.[1] 

Diversität ist ein heiß diskutiertes Thema und sollte in jedem Unternehmen einen hohen Stellenwert haben. Tatsächlich ist es aber so, dass dieser Gedanke noch nicht in allen Branchen verankert ist und Aufholbedarf nötig hat – ganz besonders in der Startup-Szene.

Ein Blick hinter die Kulissen

Ein Blick in die Statistiken zeigt: Österreichische Startups punkten zwar im Bereich Branchenvielfalt (Kärnten kann im Jahr 2022 folgende Zahlen aufweisen: IT/ Softwareentwicklung (28%), Industrielle Technologie (18%), Bekleidung/Textil (12%), Kommunikation/Marketing (10%)); bei der Zusammensetzung ihrer Gründer-Teams bleibt das System sehr schlicht. Man(n) gleicht sich sehr. [2]

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass Frauen als Unternehmensgründerinnen und bei allen Gründungsformen nach wie vor unterrepräsentiert sind. Mit 36 Prozent[3] weist Österreich aktuell noch den höchsten Anteil an Female Startups in der EU auf. Einen wirkungsvollen Beitrag zu dieser positiven Entwicklung leisten vor allem Unterstützungs- und Förderungsmaßnahmen von privaten und öffentlichen Organisationen in den meisten europäischen Ländern. Auch das build! Gründerzentrum in Kärnten möchte den Fokus zukünftig auf Frauen in der Startup-Szene legen und mutige Frauen mit innovativen Ideen fördern. Vor allem gilt es, ein positives Mindset zu schaffen und dort zu unterstützen, wo es notwendig ist.

Herausforderung „Gender Gap“

Wir alle wissen: Unternehmensgründungen sind kein Zuckerschlecken und auf alle Gründer*innen warten gewisse Herausforderungen. Ein Thema, dass alle Gründer*innen immens beschäftigt, ist jenes der Finanzierung.

Obwohl die positive Gründungstendenz von Female Startups hervorzuheben ist, spiegelt sich der steigende Trend aber keinesfalls bei deren Anteil am Finanzierungsvolumen wider. Das Investitionsvolumen zeigt markante Unterschiede auf, denn nur etwa jeder neunte investierte Euro geht an Startups mit zumindest einer weiblichen Gründerin. Studien verdeutlichen den „Gender Gap“ und zeigen, dass die Investments überwiegend an rein männliche Gründungsteams gehen. Beeinflusst wird dieser Effekt zudem auch von der starken männlichen Dominanz in der Risikokapitalbranche. Auch hier zeigen Statistiken, dass beinahe 80 Prozent aller europäischen Venture-Capital Fonds von rein männlichen Partnerteams geführt und 87 Prozent der europäischen sowie 95 Prozent der österreichischen Business Angels sind ebenfalls Männer. [4]

Erfahrungen mit Gründerinnen aus dem build! zeigen zudem, dass persönliche Gespräche mit Kapitalgebern anders verlaufen, als wenn sie ein männliches Teammitglied führen würde. Frauen bekommen andere Fragen von Risikokapitalgebern gestellt als Männer. Frauen müssen Fragen beantworten, die auf die jetzige Situation abzielen sowie auf eventuelle Probleme, die zukünftig entstehen können. Männer hingegen bekommen hauptsächlich Fragen rund um die Themen Marktpotenzial und Vision. 

Hier lässt sich also festhalten, dass weibliche Gründerinnen nicht nur die anfallenden „allgemeinen“ Herausforderungen lösen müssen, zudem erwarten sie zusätzliche Hürden im Finanzierungsbereich. Einfach sieht definitiv anders aus. In Kärnten gibt es aber Ökosystem-Player, die Frauen in der Gründung unterstützen. Im build! machen wir es uns zu unserer Aufgabe Chancengleichheit zu bieten. Gründen ist hart, da müssen wir es für Frauen nicht noch härter machen, als es ist, oder?

Wer innovativ sein will, braucht neue Ideen und mutige Ansätze!

Gründen ist nicht einfach. Bin ich aber in er Community gut vernetzt und erkenne vermeintliche Hürden, kann ich diesen aktiv entgegenwirken. Es ist Zeit, dass sich unsere Stereotypen-Denkweise ändert – nicht nur bei den Männern, sondern auch bei uns Frauen. Die Art und Weise wie wir leben, ist im ständigen Wandel. Wähle ich den Weg der Selbstständigkeit, vielleicht sogar im Technologiebereich, kann ich einen positiven Beitrag leisten – unabhängig von Geschlecht, Alter, Erfahrungen, etc. Ich kann entscheiden, ich kann gestalten. Was ich aber für diesen Weg benötige ist vor allem eines: Mut und Durchhaltevermögen.

Vielfalt ist ein entscheidender Faktor, wenn es um die Zukunftsfähigkeit, Innovation und Agilität von Organisationen geht. In diesem Sinne: Female Power!

Zur Autorin

2021 startete Theresa Omann ihre Karriere beim build! Gründerzentrum als Startup-Coach und Marketingmanagerin. Mittlerweile hat die gebürtige Finkensteinerin die Bereiche Marketing, PR, Events und die beiden Schwerpunktthemen “Awareness” und “Female Empowerment” für Kärnten übernommen. Im Rahmen des build! Female-Empowerment-Schwerpunkts will sie jetzt noch mehr Frauen Mut zum Gründen machen und sie dabei unterstützen, ihre Business-Ideen am Markt zu etablieren.

https://build.or.at/


[1] Vgl. http://10years.firstround.com/ (Stand 13.04.2023)

[2] Vgl. Austrian Startup Monitor, 2022, S.20-40

[3] Vgl. WU Gründungszentrum, 2022, Online abrufbar: https://www.bmaw.gv.at/Services/Publikationen/Startups-und-innovative-KMU.html (Stand: 13.04.2023)

[4] Vgl. WU Gründungszentrum, 2022, Online abrufbar: https://www.bmaw.gv.at/Services/Publikationen/Startups-und-innovative-KMU.html (Stand 13.04.2023)