In Österreich leben mehr Frauen als Männer – 50,7 % der österreichischen Bevölkerung sind Frauen[1].  Der Frauenanteil unter den Erwerbstätigen ist in den letzten Jahren stetig gestiegen: Während im Jahr 1999 unter den 15 bis 64-jährigen noch 59,4 % Frauen erwerbstätig waren, erhöhte sich die Erwerbsquote von Frauen im Jahr 2022 auf 68,1 %[2].

Obwohl die Erwerbstätigkeit von Frauen zunehmend steigt, sind diese nach wie vor sehr gering in relevante gesellschaftliche Entscheidungsprozesse eingebunden. Der Frauenanteil im Management ist immer noch gering.

Die Arbeiterkammer erhebt seit 2005 im Rahmen des Frauen.Management.Reports die Geschlechterverteilung in den Führungspositionen der österreichischen Wirtschaft (Aufsichtsrat, Geschäftsführung bzw. Vorstand).[3] Für die Studie, die jährlich erscheint, werden die umsatzstärksten 200 Unternehmen Österreichs untersucht, sofern diese über einen Aufsichtsrat bzw. Verwaltungsrat verfügen.

Wirtschaftliche Spitzenpositionen nach wie vor männlich besetzt – Zahlen und Fakten

Von einer ausgeglichenen Verteilung der Positionen nach Geschlechtern auf Ebene des Managements kann auch Anfang 2023 keine Rede sein. Von 599 Geschäftsführungspositionen werden 536 Funktionen von Männern bekleidet; dies entspricht 89,5 %. Bei den börsennotierten Gesellschaften sind Frauen noch weniger präsent: Nur 19 der 212 Vorstandspositionen sind weiblich besetzt – dies entspricht einem Anteil von 9 %.

Auf EU-Ebene sind im zweiten Halbjahr 2022 lediglich 21,2 % sämtlicher Positionen im Top-Management der größten börsennotierten Unternehmen der EU mit Frauen besetzt (European Institute for Gender Equality – EIGE). Österreich schneidet hier mit einem Frauenanteil 8,3 % im Vorstand der 20 ATX-Unternehmen eklatant schlecht ab und liegt damit im europäischen Vergleich an vorletzter Stelle.

Im Global Gender Gap Report 2022 des Weltwirtschaftsforums (WEF) erreicht Österreich in der Frage der Gleichberechtigung von Frauen in der Wirtschaft unter 146 Ländern lediglich den 81. Rang.

Verpflichtende Quote in den Aufsichtsräten

Besser schneidet Österreich bei der Repräsentanz von Frauen in den Aufsichtsräten ab: Mit einem Frauenanteil von 32,9 % in den Aufsichtsräten der ATX-Unternehmen liegt Österreich – wenn auch minimal – über den EU-Schnitt, dieser lag im Dezember 2022 bei 32,2 %.

Österreich hat sich im Jahr 2018 für eine Geschlechterquote von 30 % für Aufsichtsräte von großen börsennotierten Unternehmen verpflichtet.  Mit dieser Bestimmung sollte eine gleichberechtigte Teilhabe beider Geschlechtergruppen in entscheidenden Funktionen von bedeutenden Unternehmen gesichert werden.

In den Jahren 2018 bis 2023 konnte der Frauenanteil in den österreichischen Aufsichtsräten der quotenpflichtigen börsennotierten Unternehmen von 22,4 auf mehr als ein Drittel (35,0%) gesteigert werden. In den nicht-quotenpflichtigen, börsennotierten Unternehmen konnte der Frauenanteil lediglich auf 21,4 % erhöht werden.

Dank dieser gesetzlichen Verpflichtung hat sich die Repräsentanz von Frauen in Aufsichtsräten erhöht. Die Unternehmensführung (Geschäftsführung, Vorstand) bleibt aber nach wie vor reine Männersache.

Gründe für die Unterrepräsentierung von Frauen in Führungspositionen

Die Ungleichheit an der Führungsspitze der österreichischen Unternehmungen lässt sich nicht durch formale Qualifikation erklären: Im Studienjahr 2020/21 waren 59 % der Studienabsolvent*innen an den öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen weiblich.

Angesichts der steigenden Bildungs- und Erwerbsbeteiligung der Frauen stellt sich die Frage, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass Frauen so selten in die oberen Hierarchieebenen von Unternehmen vordringen.

Die Gründe für die Unterrepräsentation von Frauen in leitenden Positionen sind vielfach struktureller Natur: Wichtige leitende Positionen in der Wirtschaft werden auch im Jahr 2023 immer noch überwiegend von Männern bekleidet. Die Rekrutierung erfolgt nach dem Prinzip der Ähnlichkeit, was bedeutet, dass Führungskräfte nach jüngeren Ausgaben von sich selbst suchen.[4] Dabei geraten formale Kriterien, wie Qualifikation oder Erfahrungen in den Hintergrund[5]

Als weitere strukturelle Hürden seien vielfach unstandardisierte und intransparente Rekrutierungspraktiken einer Personalentwicklungspolitik genannt, die Frauen nur unzureichend fördert.  Jobsharing Modelle, Mentoring oder frauenfreundliche Einstellungsprozesse sind wichtige Instrumente, damit Frauen leichter in Führungspositionen gelangen können.

Denn eines steht fest: Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens und dem Frauenanteil in den Entscheidungsgremien.  Diverse Studien belegen insbesondere, dass Unternehmen mit diversen Führungsteams erfolgreicher sind. Diese erwirtschaften mehr Gewinn, haben höhere Einnahmen durch Innovationen und sind langfristiger erfolgreicher in ihrer Wertschöpfung.[6]

Weiblich und gemischt-besetzte Gremien legen überdies einen stärkeren Fokus auf Work-Life-Balance, Unternehmensstruktur und Zufriedenheit der Beschäftigten als rein männliche Führungsteams.[7]

Forderungen der Arbeiterkammer
  • Eine gesetzliche Quote für das Management: Ab drei Vorstandsmitgliedern sollen mindestens 33 Prozent Frauen vertreten sein.
  • Verbesserungen im Gesellschaftsrecht: Im österreichischen Aktiengesetz soll ein Anspruch auf Mandatspause bestehen, wenn das Vorstandsmitglied wegen Mutterschutz, Elternkarenz, Elternteilzeit, der Pflege eines Angehörigen oder Krankheit seinen Pflichten vorübergehend nicht nachkommen kann.
  • Anpassungen der Vergütungspolitik: Erforderlich ist die Koppelung des Bonus für das Management an Ziele wie „mehr Frauen in Führungspositionen“ bzw. „Mindestfrauenanteil bei Neuaufnahmen in männlich dominierten Branchen“.  
Zur Autorin

Mag. Michaela Eigner-Pichler ist Juristin und seit 2006 in der Arbeits- und sozialpolitischen Abteilung der Arbeiterkammer Kärnten in Klagenfurt beschäftigt. Seit 1. Oktober 2022 leitet sie das Referat „Beruf, Familie und Gleichstellung“.

Quellenangaben:

[1] Statistik Austria 2032.

[2] Statistik Austria 2021b.

[3] Der komplette Frauen.Management.Report2023 ist unter https://www.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/arbeitundsoziales/frauen/AK.Frauen.Management.Report.2023.pdf abrufbar.

[4] Haager, Theresa; Wieser, Christina (2021b): Peter und die Frauen – warum es eine Geschlechterquote für den Vorstand braucht. Hg v. Arbeit&Wirtschaft Blog

[5] Hanappi-Egger, Edeltraud; Mensi-Klarbach, Heike ( 2014): Diversität in Aufsichtsräten – Über den Mehrwert formalisierter Profilerstellung und strukturierter Suche. In: Aufsichtsrat aktuell (6/20149, S. 5-7.

[6] Boston Consulting Group (BCG) (2020a): Auf die Mischung kommt es an – warum deutsche Vorstände mehr Vielfalt brauchen.

[7] Studie: „Frauen in Führungspositionen. Aktuelle Analysen zu Repräsentation und Rahmenbedingungen“, Economica, 2021