Die Berater*innenbranche, so auch der Anwaltsberuf befindet sich in einem stetigen Wandel. Was ist also das Erfolgskonzept in einer Branche, die angesichts einer sich stets ändernden Gesetzeslage sowieso beruflich lebenslanges Lernen voraussetzt? Und noch wichtiger: Was ist das Erfolgskonzept in einer Welt, die sich ständig verändert?

Wir müssen unsere eigene Vorstellung von Erfolg selbst definieren.

Jede*r Einzelne von uns hat eine andere Vorstellung von Erfolg – und das ist auch gut so. Bevor wir uns aber auf unsere persönliche Reise machen, um die Welt zu erobern, muss uns klar sein, was für jede*n von uns Erfolg bedeutet. Wir lassen uns sehr gerne von den Erfolgen anderer blenden, wollen nacheifern und erkennen nur zu oft und dann vielleicht auch zu spät, dass der gewählte Weg uns eher belastet als langfristig glücklich macht. Erfolg definiert sich auch in den unterschiedlichen Lebensphasen unterschiedlich. Heute, nach 33 Berufsjahren, habe ich als großes berufliches Erfolgsziel, das vor 33 Jahren gegründete Beratungsunternehmen Alix Frank Rechtsanwälte GmbH auf den allerbesten Weg in die nächsten 33 Jahre zu bringen. Und daneben habe ich noch allerlei persönliche berufliche wie private Träume. Daher mein Tipp: Nehmen Sie sich mindestens ein langes Wochenende Zeit für sich ganz allein und fragen Sie sich: „Was ist MEIN Traum für die nächsten Jahre?“ und machen Sie sich Gedanken darüber, wie Sie diesen Traum in kleinen, ja vielleicht auch größeren Schritten erreichen können.

Wenn Sie Anwältin/Anwalt werden wollen:

Jedenfalls keinen, auch noch so guten, Netflix Serien zum Anwaltsberuf trauen! Eine gute und fachlich breite Ausbildung verbunden mit einer vielseitigen Berufserfahrung und zumindest einer, auch fachlich, beherrschten Fremdsprache ist Grundvoraussetzung, um heute aus der Masse hervorzustechen. Selbstsicheres, aber bitte nicht überhebliches Auftreten und die Leidenschaft, sich für die Interessen anderer gerne einzusetzen, sind ein absolutes Muss, um im Anwaltsberuf auch nach 33 Jahren noch sagen zu können, das ist noch immer mein Traumberuf!

Trauen Sie sich Ihre eigene Meinung auch dann zu vertreten, wenn sie gerade mal nicht so populär ist? Können Sie genau so nett auf die Putzkraft in Ihrem Büro eingehen, wie Sie möchten, dass Ihr*e Vorgesetzte*r mit Ihnen umgeht? Können Sie ein Ziel verfolgen, auch wenn es immer wieder Rückschläge und Hindernisse gibt? Diese persönlichen Voraussetzungen sind für den Anwaltsberuf unglaublich wichtig. Sie werden es mit den unterschiedlichsten Menschen und deren Launen zu tun haben. Sie werden oft den großen Rechtsstreit in einer Gerichtsinstanz vielleicht verlieren, in der nächsten aber gewinnen. Am Verhandlungstisch werden sie glückliche und frustrierte Gesichter erleben oder eskalierenden Situationen Einhalt gebieten müssen.

Aus meiner Erfahrung ist ein fachübergreifendes Interesse besonders erfolgversprechend. Für mich war das immer schon Recht, Steuer und Wirtschaft. So können zivilrechtliche Zusammenhänge unter Umständen zu ganz anderen Ergebnissen führen, wenn man die Brille des Steuerrechts aufsetzt oder die Frage der Wirtschaftlichkeit anstellt. Großartig finde ich es, wenn zu Recht vielleicht ein Medizin oder Technik Studienabschluss dazu kommt. Solche Kombinationen eröffnen ungeahnte Möglichkeiten in Wirtschafts- und Rechtsberufen.

Immer neugierig durchs Leben gehen.

Jedes Mal, wenn ich mir einen Ausflug aus meinem Anwaltsleben in ein anderes Berufsumfeld, und sei es nur über ein interessantes Seminar, geleistet habe, kam ich mit neuen Impulsen zurück in meinen Beruf. Impulse, die mir in der Beratung unserer Klienten genauso genützt haben, wie in der Entwicklung der Alix Frank Rechtsanwälte GmbH. Daher: Es gilt nicht nur durch die Brille des Rechts zu blicken. Es ist doch einfach faszinierend, was Menschen bewegen, was sie erfolgreich und damit auch glücklich macht. Das ist mein Zugang zur unglaublichen Vielfältigkeit, die den Anwaltsberuf ausmachen kann.

Wer sich große Ziele setzt, erreicht auch Großes.

Ich habe ein paar meiner großen Ziele im Leben erreicht und habe noch viele für die Zukunft. Eine Sache habe ich jedoch auf den vielfältigen Wegen zu kleinen und großen Erfolgen immer erlebt: Der erste Schritt ist immer der schwerste – wer sich traut und kleine Erfolge anpeilt, entwickelt sein Selbstvertrauen, immer mehr und Größeres zu bewältigen. Als Frauen haben wir oft die Angewohnheit, uns weniger zuzutrauen, als wir wirklich imstande sind, zu erreichen. Meine Devise ist: Immer ein wenig mehr anstreben, als man problemlos erreichen könnte – denn wie heißt es so schön? Wenn Sie auf den Mond zielen, und Sie treffen ihn nicht, landen Sie noch immer bei den Sternen! (Henry Ford). Und wenn ein Ziel erreicht ist, nicht vergessen, feiern Sie Ihre Erfolge und merken Sie sich dieses Glücksgefühl, führen Sie ein „Erfolgstagebuch“. Darin notieren Sie Ihre persönlichen Zielvorgaben und die erreichten Erfolge. Und wenn mal vermeintlich wieder alles schief gehen sollte, dann schauen sie in ihr persönliches Tagebuch der Erfolge. Das gibt dann gerade in einer solchen Schieflage den richtigen Aufwind!

Wenn du oben bist, hilf anderen hinauf.

Es ist ganz leicht, auf der Karriereleiter weiter zu laufen, wenn es gerade so richtig gut für einen läuft. Aber vergessen Sie nie, gerade in dieser Situation, anderen, die kämpfen, die Hand zu reichen. Ich versuche immer ein offenes Ohr für die Nöte meiner Kolleg*innen zu haben, ob das nun Zeit für ein gutes Gespräch ist, oder fachliche Hilfestellung oder einfach nur ein paar aufmunternde Worte verbunden mit aufmerksamem Zuhören! Aus all diesen Kontakten hat sich über die Jahre ein Netzwerk wunderbarer Menschen entwickelt, auf die auch ich in einer heiklen Situation immer zählen kann. Und ganz abgesehen davon: Ich sehe es als meine gesellschaftliche Verpflichtung an, meine Kolleg*innen auf meinem Karriereweg mitzunehmen. Wie sonst wollen wir für kompetenten Nachwuchs und im großen Kontext für ein erfolgreiches soziales Zusammenleben sorgen!

Zur Autorin:

Alix Frank Thomasser ist Gründerin der Alix Frank Rechtsanwälte GmbH in Wien, mit einem Schwerpunkt auf Gesellschafts- und Stiftungsrecht, Um- und Restrukturierungen, Europäisches Vertrags- und Schadenersatzrecht und Streitigkeiten vor Behörden und Gerichten und hat diverse Funktionen in der Standesvertretung inne – national und international.
Sie ist Mitgründerin und Obfrau des Wiener Vereins „Women in Law/Frauen im Recht“: Das ist eine internationale Initiative, www.womeninlaw.info, die Frauen in allen Rechtsberufen anspricht und sich im Rahmen der Dritten Internationalen Konferenz vom 15. bis 17. September 2022  unter anderem auch mit dem Thema remaining at the top beschäftigen wird. Sie erfahren aus erster Hand, wie sie Hürden auf dem Weg an die Karrierespitze im Rechtsberuf vermeiden oder überwinden und sich in Spitzenpositionen langfristig halten können. Am 16. September 2022 werden auch die Justitia Awards in den folgenden Kategorien an herausragende Juristinnen aus der ganzen Welt verliehen: International Leaders, Lifetime Awards| Academia | Game Changers, Pioneers and Young Achievers. Der Nominierungsprozess ist bis 31. März 2022 auf der Webseite unter https://www.womeninlaw.info/justitia-awards-2022/ offen.