Vorab, die Immobilie ermöglicht eine finanzielle Eigenständigkeit bis hin zu einer völligen Autarkie. In der Immobilienwirtschaft muss man sich von Momentaufnahmen insbesondere von aktuellen politischen und wirtschaftlichen Nachrichten freimachen. Finanzielle Autonomie bedingt jedoch individuelle „Lebensläufe“ derjenigen, die durch Immobilien diesen Grad der Eigenschaft suchen. Im weiteren Verlauf dieser Betrachtung richtet sich der Fokus auf die Wohnimmobilie und nicht auf Gewerbe- oder die sogenannten Sonderimmobilien, die einer eigenen Marktsituation unterliegen.

Die Immobilie hat in allen Kulturen eine lange Tradition, sei es als zeitweise Unterkunft, ein Stück Heimat, als Nabel der Familie über Generationen hinweg, als Anlagevermögen oder spekulatives Investment. Im Sinne dieses Beitrages lässt sich an dieser Stelle erahnen, dass „die Immobilie was kann“ und zwar emotional und/oder perspektivisch. Und genauso unterschiedlich sind die Strategien, die angewandt werden, durch Immobilien einen Grad von finanzieller Unabhängigkeit zu schaffen.

Lage als entscheidender Faktor

Schaut man sich den Anlegermarkt an, scheint dieses Ansinnen sehr einfach. Die markanten Schlagwörter lauten im Wesentlichen „Rendite“ und „Wertsteigerung“. Das wesentliche Merkmal der Immobilie „Lage, Lage, Lage“, obwohl die schon beeinflussend ist, wird sicherlich durch die Komponenten Rendite und Wertsteigerung übertroffen. Achtung – denn „Lage“ kann sich sehr schnell verändern und zu beachten ist, dass Immobilieninvestitionen immer langfristig betrachten werden.

So hat die Pandemie das Anforderungsprofil an die Lage und Ausstattung der Immobilie verändert. Anleger*innen werden daher zielorientiert nur solche Wohnimmobilien erwerben wollen, die genügend „Freiraum“ erfüllen können. Immobilien mit Balkonen/Terrassen/Eigengärten stehen im Fokus der Nachfrage bei Nutzer*innen und daher auch bei Anleger*innen, was letztendlich die „städtische Flucht“ in die Peripherie erklärt.

Immobilien sind ein knappes Gut

Aufgrund des Gesamtinvestments zusammengesetzt aus Grund-, Bau- und Nebenkosten inklusive Marge des Bauträgers haben Anleger*innen (je nach Bundesland) günstigere Einstandsmöglichkeiten hinsichtlich des Stadt- Landgefälles, was den Eigenkapitaleinsatz nominal reduziert bei mindestens gleichzeitiger angestrebter Rendite. Das heißt, vorhandenes Eigenkapital richtig, gegebenenfalls nach neuer Lageorientierung eingesetzt, ermöglicht Anleger*innen zusätzlich mehrere Wohnungen zu erwerben und durch das Lagegefälle bessere Renditen zu erzielen.

Da die Immobilie volkswirtschaftlich zu den sogenannten „knappen Gütern“ zählt und nicht beliebig vermehrbar ist, ist es nachvollziehbar, dass die Wertsteigerung einer Immobilie der eigentliche Fokus von Anleger*innen ist. Dies mag zunächst spekulativ klingen und ist im Einzelfall auch nicht ausgeschlossen, aber aufgrund des Knappheitsprinzips mehrheitlich die logische Konsequenz.

Die Überlegung für die Privatimmobilie- bzw. Entscheidung zum Ankauf oder Miete sind andere Erwägungen im Vordergrund. Für private Erwerber*innen stellen sich zwei Fragen in den Vordergrund, wobei die Leistbarkeit einerseits und der längerfristige Vorteil im Fokus stehen.

Immobilien zahlen sich langfristig aus

Laut einer aktuellen Untersuchung des Berliner Forschungsinstitutes Empirica , die alle 5 Jahre 60.000 Haushalte zu ihren Lebens-, Vermögens- und Einkommensverhältnissen befragt, wurde das markante Ergebnis in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom September 2022 so festgehalten, dass die monatlichen Belastungen in jungen Jahren beim Erwerb von Immobilien zwar häufiger höher sind als die durchschnittliche Miete, dieses während der Laufzeit kippt und sich der markante Vorteil im Alter auszahlt und somit finanzielle Eigenständigkeit langfristig geschaffen werden kann.

Allerdings wurde auch in dieser Studie festgestellt, dass das Investment hinsichtlich privater Immobilie als finanzielle Eigenständigkeit früher erreicht wird, wenn frühstens investiert wird und die Investitionen nicht in Metropolen stattfinden. Sogenannte kleinere Städte und Gemeinden sind für die sog. „stadtflüchtigen Zuzügler“ ein schnellerer Zugewinn hinsichtlich finanzieller Unabhängigkeit. Gleiches bzw. Ähnliches ist in Österreich zu beobachten, wobei absolute Zahlen für Kauf bzw. Miete länder- und regionalspezifisch zu beobachten sind.

Währenddessen ich diesen Artikel schreibe, diskutieren wir im Sommer 2022 massive Zinserhöhung beim Erwerb von Immobilien, stark steigende Inflation mehrheitlich auf Basis der Energiekosten, die wiederum die Kosten vieler anderer Wirtschaftszweige beeinflussen. Dennoch möchte ich dringend darauf hinweisen, dass gerade der private Immobilienerwerb langfristig zu bewerten ist, um eine lukrative Möglichkeit der finanziellen Unabhängigkeit zu ermöglichen.

Fazit:

Zusammenfassend soll festgehalten werden, dass die Immobilie finanzielle Eigenständigkeit schaffen kann. Der Grad hierzu ist individuell festzulegen. Auch ist nochmals deutlich darauf hinzuweisen, dass es zwischen Gewerblicher-, Privater- und Sonderimmobilie strengstens zu unterscheiden ist. Da wirtschaftliche als auch politische Einflüsse in „einer Zeit wie dieser“ perspektivische und emotionales Empfinden unsere Entscheidungen verunsichern können, ist das ständige Abgleichen mit Experten unabdingbar.

Finanzielle Eigenständigkeit als Autarkie verstanden, verlangt langfristiges Handeln und dazu ist die Immobilie geradezu prädestiniert.

Über die Autorin:

Doris Scarpatetti-Matheis, MSc ist geschäftsführende Gesellschafterin der Wörthersee Immobilien GmbH und der DSM Holding GmbH in Velden und Gründungsmitglied im BFC.
Seit beinahe 20 Jahre bin ich mit viel Mut, Ehrgeiz, Konsequenz und Leidenschaft in der Immobilienwirtschaft rund um den Wörthersee erfolgreich tätig, blicke auf viele interessante Erfahrungen zurück und auf künftige Herausforderungen neugierig in die Zukunft.