Etwa die Hälfte der österreichischen Bevölkerung ist weiblich – in den Medien ist davon leider wenig zu bemerken. “Auf eine Frau kommen in den österreichischen Medien fast drei Männer.” Ein sehr ernüchternder Befund einer Studie zur visuellen Sichtbarkeit von Frauen und Männern in Tageszeitungen im Jahr 2020.  In Deutschland sieht es übrigens nicht anders aus. Laut einer Auswertung von Der Spiegel zum Weltfrauentag 2021 analysierte das Medium alle namentlichen Nennungen in ihren Beiträgen aus den vorherigen zwölf Monaten: In 40.000 Artikeln fanden sie 135.000 namentliche Nennungen, davon waren 107.000 Nennungen von Männern.

Für mich war diese Auswertung seinerzeit ein Augenöffner. Gleichzeitig hörte und höre ich auch heute noch immer wieder, dass Expertinnen in meinem Netzwerk auf Presseanfragen und auch Speaker- oder Panelanfragen mit “Nein” antworten. Die Begründungen ähneln sich oft sehr und bringen mich regelrecht auf die Palme: “Das ist nicht zu 100% mein Thema und ich bin mir sicher, die finden jemand besseren.” Ja, in der Regel einen männlichen Experten, der erstmal “Ja” zu der Anfrage sagt und sich dann mehr oder weniger gut vorbereitet.

Hallo Imposter, tschüss Imposter!

Warum fällt gerade uns Frauen Sichtbarkeit so schwer? Artnight-Gründerin Aimie-Sarah Carstensen schrieb dazu mal einen sehr treffenden LinkedIn Beitrag: “In Deutschland ist es eher verpönt, sichtbar zu sein und im Scheinwerferlicht zu stehen. Von vielen erfolgreichen Unternehmer:Innen gibt es zum Beispiel nicht mal aktuelle Fotos. Das hat zur Folge, dass ich selbst immer wieder zweifle.” Und sie schreibt weiter: “Dabei sind Vorbilder unglaublich wichtig. Ihr kennt sicher den Spruch: “You can’t be what you can’t see.” Da ist viel Wahres dran.”

Und genau das ist es: Wir können doch nicht einerseits über den Mangel an Frauen auf den Bühnen, in den Medien, in der Gründerszene, in der Finanzwelt, in den Chefetagen usw. klagen, andererseits aber selbst lieber fleißig unsere Arbeit machen, aber am liebsten hinter verschlossener Tür. Du willst deine Arbeit für dich sprechen lassen? Es tut mir sehr leid, das so direkt sagen zu müssen: Deine Arbeit kann nicht sprechen. Zudem möchte ich dir direkt einen Gedanken mit auf den Weg geben: Wenn du nicht über deine Arbeit sprichst, dann stehst du in meiner Wahrnehmung nicht hinter deiner Arbeit oder vielleicht ist sie dir peinlich?

Schritt für Schritt auf die Bühne, Ladies!

Sichtbarkeit klingt für viele Frauen (und auch den ein oder anderen Mann) erstmal echt beängstigend. Das Interessante dabei ist, dass viele sofort an die großen Bühnen denken und Angst vor dem Shitstorm haben. Machen wir uns nichts vor – bis wir auf die großen Bühnen kommen, müssen wir uns erstmal von einer kleinen Bühne zur nächsten voran arbeiten. Ein Rat, den mir eine Mentorin mal gegeben hat und der mir nachhaltig im Kopf geblieben ist: Fang erstmal in kleinem Rahmen an, dich bemerkbar zu machen. Hebe in einem Meeting die Hand und stelle eine Frage. Allein davor haben viele Frauen Angst – alle Augen sind auf sie gerichtet, sie könnte was Blödes fragen. Dann geh mal zu einem kleinen Meetup und stell dich hin und trage etwas zur Diskussion bei. Dann schreibe mal einen Post auf LinkedIn, dann sage ja zu einem Panel oder einer Podcastanfrage. Keine der “großen” sichtbaren Frauen war direkt bekannt, auch sie haben alle mal klein angefangen. Mit dem ersten Talk, dem ersten Podcast, dem ersten Post. Und keine von ihnen, auch du nicht, muss das Rad neu erfinden. Schau doch mal, wie andere es machen. Und es gibt tolle Frauen, die sichtbar sind – nur sind es meiner Meinung nach zu wenig im Vergleich zu den Herren.

Ich sage: Linkedin ist eine tolle Plattform für Sichtbarkeit und Netzwerk

Ich selbst habe Linkedin 2015 für mich entdeckt. Neben klassischem Netzwerken auf Veranstaltungen habe ich angefangen, mich mit Menschen auf LinkedIn zu vernetzen und eigene Inhalte zu posten. Ich war damit im DACH-Raum sehr früh dran. Ich konnte über meine Inhalte Menschen auf mein Thema aufmerksam machen und mit ihnen in den Austausch kommen. Seinerzeit habe ich zu Themen rund um E-Commerce in China gepostet – daraus ergaben sich sehr viele Speaker-Engagements, Presseartikel und sogar zwei Fachbücher. Ich war in dem Thema eine Rarität – eine Frau mit Expertise rund um E-Commerce in China. Und ich war sichtbar. Das öffnete mir extrem viele Türen. Zu meinem heutigen Thema – Personal Branding – gibt es Expert:innen wie Sand am Meer. Dennoch schaffe ich durch mein kontinuierliches Engagement und meinen Content, von den für mich richtigen Menschen angesprochen zu werden. Ich bin seit mittlerweile drei Jahren auf LinkedIn aktiv rund um die Themen Personal Branding, Thought Leadership und LinkedIn Strategien, dass viele Menschen meinen Namen kennen und wissen, wer ich bin und was ich tue. Und genau DAS ist das Geheimnis hinter Personal Branding: Wenn andere Menschen wissen, wer du bist, was du tust und wofür du stehst, können sie das Richtige über dich sagen, wenn du nicht im Raum bist. Aber damit sie davon erfahren, musst DU darüber sprechen!

Über die Autorin

Christina Richter ist die Gründerin des Personal Branding Instituts in Berlin. Nach zehn Jahren Erfahrung in Agentur, Mittelstand sowie Großkonzern in den Bereichen PR, Unternehmenskommunikation und Social Media berät sie seit 2015 Unternehmen und Unternehmer:innen aus aller Welt rund um Corporate Influencer Strategien und Personal Branding. Ihr Fokus liegt dabei auf der richtigen Anwendung und Einbindung des Kommunikationstools Personal Branding in den beruflichen Alltag ihrer Kund:innen. Sie und ihr Team des Personal Branding Instituts geben den Kund:innen die richtigen Werkzeuge auf den Weg, sich als Thought Leader zu positionieren, ohne dass diese den ganzen Tag mit Content Creation und dem Posten auf den Social Media Kanälen verbringen müssen.

Christina Richter hat einen Magister in internationalem Informationsmanagement mit Schwerpunkt in interkultureller Kommunikation.

Mehr Informationen unter www.personalbrandinginstitut.de