Über Nachhaltigkeit im Berufsalltag oder den großen Unterschied kleiner Taten
Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle im JUFA Hotel Bleiburg/Pliberk: Wir sind ein Passivenergiehaus. Das erste Passivenergiehotel in Österreich und seit dem Jahr 2020 mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert. Somit erfüllen wir strenge Kriterien und Anforderungen des Siegels, von der Bauweise über die Abfall- und Kreislaufwirtschaft hin zur Reinigung und Hygiene.
Ökologisch und ökonomisch
Direkt gesagt: Wir machen ganz viele der „großen Dinge“, die zum Umweltschutz beitragen, sehr gut: Als Passivhaus verbrauchen wir kaum Energie zum Heizen oder Kühlen, wir setzen auf regionale und saisonale Küche und vermeiden Lebensmittelverschwendung. Wo wir jedoch noch viel Luft nach oben – in der Business-Sprache auch gerne Verbesserungspotenzial genannt – haben, ist bei den kleinen Dingen des Arbeitsalltags.
Mal ganz ehrlich und Hand aufs Herz: Wie nachhaltig gehen wir im Büro mit Papier um Drucken wir wirklich nur Dinge, die unbedingt notwendig sind? Nutzen wir alle digitalen Alternativen, die es uns ermöglichen, Papier zu sparen? Schalten wir wirklich immer und überall das Licht / den Drucker / die Kaffeemaschine aus, wenn wir Feierabend machen oder für längere Zeit den Raum verlassen? Ich denke nicht.
Oft denken wir nicht daran, das Licht auszuschalten, weil „es sind ja nur 5 Minuten“ oder die Rechnung digital abzulegen, weil „ich sie so bei Bedarf schneller finde“. Dabei sind es gerade diese Kleinigkeiten, die in Summe einen großen Unterschied machen: ökologisch und ökonomisch.
Digital statt Papier
Als ich das Hotel übernommen habe, habe ich mir zuallererst meinen eigenen Bereich vorgenommen: Viele Dinge im Personalbereich (Arbeitsplatzevaluationen, Kollektivverträge, Sicherheitsrichtlinien und Zeitaufzeichnungen) sind vom Gesetz verpflichtend für alle frei zugänglich zu machen. Da nicht jede*r eine eigene Firmen-E-Mail-Adresse hat, bedeutet das nach wie vor: in Papierform, in Ordnern. Andere Dinge wiederum, darunter Rechnungen oder Kooperationsverträge, wurden per Mail verschickt und dann ausgedruckt. Jetzt gibt es eine digitale Ablage. Alte, aber noch aktuelle Verträge sind nach wie vor in den Ordnern, neue werden nur mehr digital abgelegt. Die Cloudspeicherung ermöglicht allen Zugriff, wenn nötig. Auch Personalakte führe ich zum Großteil nur mehr digital. Muss etwas „offiziell“ signiert werden, greife ich auf ID-Austria zurück, bei „informelleren“ Signaturen für z.B. interne Dokumente arbeite ich mit PDF.-Signaturen oder einer eingescannten Unterschrift, die ich einfüge. Allein bei unserem Monatsabschluss spare ich damit Unmengen an Papier.
Veraltete, einseitig bedruckte Dokumente, die ich aus Ordnern aussortiert habe, finden nun ein zweites Leben an der Rezeption: Entweder als Schmierpapier für Notizen oder im Drucker für interne Ausdrucke: Pensionslisten für die Küche, Etagenlisten für Housekeeping oder An- und Abreiselisten haben eine Lebensspanne von max. 24h und sind auf der Rückseite eines alten Dokuments gut aufgehoben.
So haben langsam, aber sicher „Christines Schmierpapiere“, wie mein Team sie mehr oder weniger liebevoll nennt, in allen Druckern Einzug gehalten. Und der Widerstand am Anfang war bei einigen doch größer als erwartet; weil es dieses berühmten „einen Handgriffs“ mehr bedarf. Öfter äußert sich der genannte Widerstand auch in kurzfristigem Vergessen, wenn ich stichprobenmäßig durch die Gänge sause und schaue, ob wir wirklich das Schmierpapier verwenden: „Oh, habe ich heute ganz vergessen, es in den Drucker zu geben ….“ Oder wenn ich sie daran erinnere, die Gäste proaktiv darauf hinzuweisen, dass wir ihnen die Rechnung beim Check-out per E-Mail zuschicken anstatt zu fragen: „Wollen sie die Rechnung ausgedruckt haben?“.
Energie einsparen
Ein weiteres Beispiel ist unser Umgang mit Energie. Unbewusst, weil wir nicht daran denken oder weil es in dem Moment gerade so viel bequemer ist, brennt öfters das Licht im leeren Kühlhaus, Seminarbereich oder dem geschlossenen Restaurant. Für sich betrachtet, kein großes Thema. Rechne ich jedoch die einzelnen Bereiche und Stunden auf die Tage im Jahr auf, dann macht das für unsere Ressourcen und Finanzen sehr wohl einen großen Unterschied.
Mir ist natürlich bewusst, dass mein Team ganz sicher ab und zu die Augen verdreht und sich einen Teil denkt, wenn ich beim Gang durch das Hotel, sie zum wiederholten Male darauf hinweise und auf die Umsetzung dieser „Kleinigkeiten“ beharre. Und – unter uns – beim 100. Gang durch das Haus, wenn wieder ein verlorenes Licht im leeren Raum brennt oder einem Gast nicht die Rechnung per Mail angeboten wird, verdrehe ich die Augen und frage mich: warum? Was ist an der Umsetzung hier bitte so schwierig?
Dann erinnere ich mich daran, dass es wie vieles andere auch ein Schulungsthema ist. Und dass es Teil meiner Aufgabe ist, mein Team (und auch mich selbst) auf die scheinbar kleinen Maßnahmen zu sensibilisieren.
Über die Autorin
Mag.a Christine Klösch war im Marketing und Management internationaler Kultur- und Tourismusunternehmen tätig. Seit 1. Juli 2023 ist sie Hoteldirektorin im JUFA Hotel Bleiburg/Pliberk. Mit über 60 Standorten in Österreich, Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz bieten die JUFA Hotels gemeinsame Erlebnisse und Urlaubsabenteuer mit gesellschaftlicher Verantwortung an: Das unternehmerische Handeln orientiert sich stets daran, einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und regionale Wertschöpfung zu erzielen.