KISS all day long
Wer jetzt an innige Umarmungen und feurige Küsse denkt kann ruhig noch einen Moment in diesem Gedankenspiel verweilen. Doch mit KISS ist in kommunikativer und werblicher Hinsicht eigentlich etwas ganz anderes gemeint, nämlich: Keep It Short and Simple! Unsere Welt, sei es analog oder digital, scheint geradezu in einer kommunikativen Kompliziertheit zu versinken. Je undurchsichtiger, schwerfällig und langatmiger kommuniziert und etwas präsentiert wird, desto besser – so scheint es zumindest. Doch warum ist das so?
Beim KISS-Prinzip geht es darum, jegliche Art der Information und des Informationstransports so zu vereinfachen, dass mein Gegenüber ganz leicht das Wesentliche in jeder Aussage erkennen kann. Dies gilt im beruflichen Alltag genauso wie im familiären Umfeld.
KISS im täglichen Projektmanagement
Die KISS-Methode führt auf Grundregeln, die der Luftfahrtingenieur Clarence „Kelly“ Johnson (1910-1990) ursprünglich für militärische Entwicklungsprojekte definiert und festgesetzt hat, zurück. Was ist bei militärischen Einsätzen von größter Relevanz? Genau. Kurze und klare Ansagen, jeder muss sofort wissen was zu tun ist. Die KISS-Methode wird auch heute noch erfolgreich im Projektmanagement angewendet, vorausgesetzt man kennt sie und sieht den Nutzen darin.
Jeder von uns hat vermutlich schon in agilen Projektteams gearbeitet. Kolleg*innen aus unterschiedlichen Fachabteilungen kommen bei einem Kick Off Meeting zusammen und müssen zuerst inhaltlich abgeholt, involviert und – im besten Fall – für das Projekt begeistert werden. Der jeweilige Projektmanager versucht von Anbeginn seine Führungsaufgabe sowie die Projektorganisation, -technik und Projektmittel auf einen erfolgreichen Projektabschluss auszurichten. Da wäre es doch ratsam von Anbeginn auf eine einfache und simple Kommunikation zu setzen, oder? Denn dann würde das Gesagte sofort von allen Anwesenden verstanden werden. Die wichtigsten Eckpfeiler und Meilensteine kurz und prägnant auf einem Blatt festgehalten, eine gemeinsame Zieldefinition in einfacher und klarer Sprache als Draufgabe und einem erfolgreichen Projektstart und Projektverlauf steht nichts mehr im Wege. Klingt komisch, ist aber so!
Präsentieren und Vortragen – KISS Baby!
Jeder kennt es aus seinem aktuellen Arbeitsleben: eine Videokonferenz mit unzähligen Fremdworten und Fachbegriffen in schier endlos scheinenden Präsentationen jagt die andere. Was passiert? Nach fünf Minuten ist die Aufmerksamkeit der digital anwesenden Kolleg*innen dahin, und nach weiteren 20 Minuten könnte der Vortragende aus dem Telefonbuch zitieren, es würde niemandem mehr auffallen. Das muss nicht sein! Kurz und einfach gehaltene Botschaften können diese Misere verhindern. Der Sinn unserer Kommunikation sollte immer sein, dass unsere Gesprächspartner*innen die Inhalte leicht versteht, schnell erfasst und sich im Idealfall lange daran erinnert. Im Gegenzug wird nach dem Sender-Empfänger Prinzip bei zweiterem auch eher erkannt, wenn es nochmaliger Nachfrage bedarf. Wenn es darum geht ohnehin komplexe Themen seinem Gegenüber zu erläutern, ist eine komplexe Wortwahl eher hinderlich, um wirklich verstanden zu werden. Bei einem Fachvortrag unter Spezialist*innen sieht dies dann vielleicht ganz anders aus. Wobei auch hier der Ratschlag gilt: Verwirrung schafft kein Verständnis.
Die wichtigsten Bausteine auf einen Blick
Eine erfolgreiche Kommunikation nach dem KISS-Prinzip fordert im ersten Schritt immer, dass das Wichtigste kurz und knapp erklärt wird. In weiterer Folge soll die Quintessenz der Hauptbotschaft klar dargestellt werden. Das Bedarf einer gewissen Portion kommunikativen Mutes auf etwaige Details, Ausschweifungen und Umschreibungen verzichten zu können. Weniger ist, in solch einem Kontext, mehr und es tut der Message keinen Abbruch präzise und am Punkt zu sein, ganz im Gegenteil. In diesem Zusammenhang ist es unvermeidbar auf ein einfaches und klares Vokabular zurückzugreifen. Ziel soll es sein, dass jeder – wirklich jeder – versteht worum es geht. Man stelle sich vor, man würde es einem uninteressierten 15-jährigem Teenager erklären. Wenn man als Sender merkt, dass einem der Empfänger nicht mehr folgen kann, muss man die kommunikative Notbremse ziehen und einige Schritte zurück gehen, exakt an den Punkt, an dem man sein Publikum oder Gegenüber verloren hat.
Einige Leser*innen dieses Beitrages werden sich jetzt vielleicht denken, dass dies alles sowieso logisch und Grundlage des kommunikativen Geschicks ist. Aber ganz ehrlich: Halten wir uns wirklich immer alle daran? Sind wir in unseren Botschaften – egal ob beruflich oder privat – immer am Punkt? Also ich für meinen Teil, sicher nicht.
KISS-Formel als Führungsinstrument
Gerade im Umgang und in der Kommunikation mit Mitarbeite*innen ist eine einfache und klare Vermittlung von Inhalten das Salz in der Suppe. Komplexe strategische Themen, die in der Führungsetage ausgearbeitet und verschriftlicht wurden, sehnen sich geradezu danach simplifiziert zu werden. Wenn es darum geht, diese Inhalte in die operative Ebene überzuleiten wird die KISS-Formel zu einer Wunderwaffe. Der Spagat zwischen der thematischen Komplexität und der klaren und einfachen Darstellung stellt sich für den/die Vorgesetzten nicht immer einfach dar. Er schafft aber mit Sicherheit Verständnis und im Idealfall auch Begeisterung von der ersten Sekunde weg. Natürlich wird es im Laufe der unterschiedlichen Projektphasen immer komplizierter und detailgetreuer werden, aber mit einer klaren und einfach kommunizierten Basis sind Ziele und Anforderungen klar dargestellt und vor allem nachvollziehbar für den/die Mitarbeiter*in. Der Grundstein für eine erfolgreiche operative Abwicklung ist damit gelegt. Probieren Sie es mal aus!
Es würde jetzt noch unzählige Anwendungsbeispiele von der Werbung über die Bereiche der Corporate Communication bis hin zur Stakeholder Kommunikation geben, die für jedes Unternehmen, in jeder Größe passen würden. Ausführen dazu würden den Rahmen sprengen. Doch eines ist klar. Es geht immer nur um eines: KEEP IT SHORT AND SIMPLE!
Zur Autorin:
Mag.a Simone Bliem: In klassischen Werbe,- & Veranstaltungsagenturen durfte die studierte Medien- & Kommunikationswissenschaftlerin Simone Bliem das kommunikative Handwerk von Grund auf erlernen. Mit dem Ergebnis einen 360-Grad Rundumblick erlangt zu haben, der derzeit in der Corporate Communication eines weltweit agierenden Industrieunternehmens seine Wirkungsstätte findet.
Der Austausch mit Menschen und die Verknüpfung von unterschiedlichen strategischen Kommunikationskanälen im internen und externen Kontext ist ihre berufliche Leidenschaft. Immer mit dem klaren Ziel vor Augen, das große Ganze nicht aus dem Fokus zu verlieren.
Ihr berufliches Portfolio der letzte 15 Jahre erstreckt sich von der Umsetzung von Großveranstaltungen, der klassischen Steakholder-Kommunikation bis hin zur Krisenkommunikation und darüber hinaus der strategischen Neupositionierung eines Unternehmens. Interne und externe Kommunikations- & Marketingprojekte entfachen ihre Begeisterung und lassen sie den Facettenreichtum ihres Fachbereiches immer wieder aufs Neue lieben und schätzen lernen.