Von vielen Freund*innen habe ich gehört, dass sie einen Job ausüben möchten, der ihnen Spaß macht und Freude bereitet. Wie viel sie dabei finanziell verdienen, ist ihnen mehrheitlich nicht so wichtig. Meist ist es auch der Partner, der ausreichend verdient, damit die Familie gut leben kann. Mir hingegen ist mein Gehalt sehr wichtig. Ich will ein gutes Leben führen und das auch im Alter. Ich möchte nicht nur meine Fixkosten gedeckt haben, sondern mir auch etwas leisten können, wie einen Urlaub, eine private Krankenversicherung, eine private Pensionsvorsorge, eine Lebensversicherung und Sparkonten.
Meinen gesamten Lebensunterhalt möchte ich mir eigenständig finanzieren können.

Unser derzeitiges Pensionssystem

Um eine Pension zu erhalten, benötige ich beitragsrelevante Versicherungsmonate. Die Pensionsversicherungsbeiträge werden durch meine*n Arbeitgeber*in abgeführt. Zu den Versicherungsmonaten zählen Kinderbetreuungszeiten, Zeiten beim AMS, längere Krankenstände und auch die Pflege zu Hause für Familienmitglieder. Hierfür muss ich selbst nichts einzahlen. Die Voraussetzung, um eine Alterspension zu erhalten, sind 180 Versicherungsmonate, das sind 15 Jahre. Das bedeutet, dass sich meine Pension daraus errechnet, wie viele Monate ich in einem pensionsversicherungspflichtigen Anstellungsverhältnis beschäftigt war.
Die Kindererziehung wird nur zu einem geringen Teil für die spätere Pension angerechnet. Auch Teilzeitarbeit wirkt sich auf die Pension aus. Je höher mein Gehalt, desto höher ist auch die Teilgutschrift auf meinem Pensionskonto.
Warum ich darauf eingehe ist, weil laut Statistik Austria die Gruppe der Frauen stärker von Armut im Alter betroffen ist. Diese betroffenen Frauen haben meist ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet, unbezahlte Care-Arbeit leistet und waren nicht versichert. Sie haben beispielsweise Zahlungsrückstände bei Mieten, Betriebskosten oder Krediten. Für sie stellen unerwartete Ausgaben eine große finanzielle Belastung dar.

Finanzielle und ökonomische Gewalt

Wenn von häuslicher oder partnerschaftlicher Gewalt gesprochen wird, wird meist an körperliche Übergriffe gedacht. Jedoch gibt es in Partnerschaften auch ökonomische Gewalt. Die Frau wird vom Mann finanziell abhängig gemacht. Es wird ihr vorgeschrieben (meist der Kinder wegen), nicht erwerbstätig sein zu können, kein eigenes Konto zu besitzen oder der Zugriff auf das gemeinsame Konto wird verweigert. Damit sind oft manipulierende Worte verbunden „Vertraust du mir/ihm nicht?“. Das passiert, wenn der Mann seine Frau dazu drängen möchte eine Bürgschaft für das gemeinsame Haus oder die Firma des Mannes zu übernehmen. Solche Abhängigkeitsverhältnisse führen zu ungleicher Machtverteilung.

Unbezahlte Care-Arbeit

Viele Frauen übernehmen heute mehrheitlich noch die unbezahlte Care-Arbeit in unserer Gesellschaft. Unter Care-Arbeit wird ein wichtiger Teil unserer öffentlichen Daseinsversorgung verstanden, wie die Pflege nahestehender Angehöriger, Kindererziehung, Hausarbeit. Diese Verfügbarkeitsansprüche gegenüber Frauen bedeuten eine zusätzliche Belastung neben der Erwerbsarbeit.

Was es aus meiner Sicht braucht?
  • Frauen stärken, dass sie den Mut haben ein angemessenes Entgelt zu fordern.
  • Mädchen und Frauen ermutigen, eine Karriere in besser bezahlten Berufen anzustreben wie z.B. in der Technik.
  • Mehr Bewusstsein schaffen zum Thema Pension und Finanzthemen.
  • Implementierung von Diversity-Management in Unternehmen, um diskriminierende Strukturen in Unternehmen zu verhindern und Arbeitsbedingungen zu verbessern.
  • Von Teilzeit auf Vollzeit aufstocken, jedoch unter den Bedingungen, dass flächendeckende, leistbare und arbeitszeitentsprechend flexible Kinderbetreuung vorhanden ist.
  • Pflege, soziale Arbeit, Kinderbetreuung usw. müssen längerfristig durch die öffentliche Hand nachhaltig sichergestellt und solidarisch finanziert werden. Dadurch werden die Care-Branchen aufgewertet und zu guten Arbeitsplätzen.
  • Mit dem Partner die Elternteilzeit gleichzeitig nützen und verpflichtend Pensionssplitting mit dem Partner vereinbaren.
Über die Autorin

Yvonne Krivec ist Diversity Management Consultant & betriebliche Sozialarbeiterin. Sie arbeitet nach drei Werten: Antidiskriminierung, Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit.

Sie wirkte bereits an Projekten wie, „be !n – dazugehören“ für Menschen mit Behinderungen beim BMLV, Internationalisierungsassistenz im KWF-Coaching Programm mit dem Projekt „DiversSICO“ und beim Büro für Frauen, Chancengleichheit und Generationen der Stadt Klagenfurt, mit. Nebenbei engagiert sie sich ehrenamtlich im Verein „MENA – Menschen nahe“ und absolviert derzeit den Ausbildungslehrgang zur ZENTRA-Trainerin für Selbstbewusstsein, Selbstbehauptung, Selbstverteidigung von Frauen für Mädchen ab 10 Jahren und Frauen im Gruppensetting.

*Statistik Austria: Armut – STATISTIK AUSTRIA – Die Informationsmanager

*AK: Pension | Arbeiterkammer Kärnten *Capital.de: Finanzielle Gewalt ist ein Tabu – und Alltag für Frauen – Capital.de