Ich möchte diesen Blogartikel nicht den Themen Überalterung, Generationenmanagement, notwendige Reformen, gesetzliche Regelungen widmen. Dazu gibt es andere Expertinnen und Experten.

Und dennoch steht noch nicht fest, wie wir mit den derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen tatsächlich umgehen werden.

Spannend ist auf persönlicher Ebene die Frage, was spielt wirklich eine Rolle, wenn man selbst eine Familie gründen möchte. Kann diese Entscheidung frei von nicht direkt beeinflussbaren Rahmenbedingungen und vagen Zukunftsszenarien überhaupt getroffen werden?

  • Hast du schon mal eine Visionsarbeit gemacht oder dir die Frage gestellt, wie du in Zukunft leben willst?
  • Wer die Menschen sein werden die dich umgeben?
  • Ist er dabei aufgepoppt… dein Wunsch nach einer eigenen kleinen/großen Familie?
  • Und haben sich dann auch gleich wieder dein „Verstand“ und die berühmte „Vernunft“ gemeldet und kritisch hinterfragt ob jetzt wohl wirklich der richtige Zeitpunkt dafür ist?

Good and bad News …

Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht

Das ist die „schlechte“ Nachricht, die in Wahrheit auch eine „gute“ ist. Denn wenn du einen Kinderwunsch hast, deinen Partner/deine Partnerin dafür an deiner Seite weißt und ihr euch zutraut, Verantwortung für einen weiteren Menschen zu übernehmen, dann GO! Es wird immer den einen oder anderen Zweifelsmoment geben. Das gehört einfach dazu. Aber auch da gilt: „Erstens kommt es anders & zweitens als man denkt.“ Nicht alles was man fürchtet, wird sich so bewahrheiten. Manches wird ganz anders kommen, einiges überraschen und so vieles mehr das Herz einfach zum Hüpfen bringen.

Aus meiner dreifach-Mama-Sicht: Das Leben ordnet sich komplett neu und zwar mit jedem Kind erneut. Aber beim ersten Kind ganz besonders. Denn die Karten werden sprichwörtlich neu gemischt. Es wird nicht nur ein kleines Wunder geboren, sondern auch eine Mama und ein Papa. Das bedeutet, man hat plötzlich neue Rollen im Leben, mehr Verantwortung und du wirst neue Seiten an dir und deiner Partnerin / deinem Partner kennenlernen, Wertigkeiten verschieben sich und die „Ordnung“ in der Beziehung verteilt sich anders. Natürlich werden auch die Nächte kürzer, die Belastung verstärkt sich, die Aufgaben wachsen und der Alltag hat einen meistens fest im Griff. Die Zukunftsgedanken und auch die um die eigene berufliche Zukunft rücken im ersten Moment in den Hintergrund. Man ist einfach froh, wenn neue Abläufe schön langsam vertrauter werden. Klingt anstrengend? Ist es auch – aber auch mindestens genau so schön. Du wächst in dieser Zeit schon einige Male weit über dich hinaus. Dein Nervenkonstrukt ist eventuell etwas dünner, aber kein Vorteil ohne Nachteil: Manche Diskussionen werden sich zeitlich immens verkürzen.

Mit der Routine und dem Wachsen an der neuen Aufgabe rückt dann natürlich auch das Berufsthema wieder in den Vordergrund und damit auch die große Frage nach der Vereinbarkeit. Wie gelingt es so einige Rollen – Frau/Mann, PartnerIn, Mutter/Vater, Angestellte*r/Unternehmer*in – unter einen Hut zu bringen?

Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen

Die goldene Regel im Business Frauen Center lautet „Baue dir deine Kontakte auf, bevor du sie brauchst“ – Eine Weisheit die auch bei der Vereinbarkeitsfrage essentiell ist.

Auch wenn es um das Thema Familie geht, so kann das „Dorf“, das einem bei der Vereinbarkeit unterstützt, außerhalb der eigenen Kernfamilie liegen. Persönlich finde ich das sogar wichtig, weil es dann viel reichhaltiger und mit anderen, neuen, zusätzlichen Blickwinkeln gespickt ist. Wichtig ist jedenfalls, dass es Menschen sind, denen du selbst vertraust und damit auch guten Gewissens dein Kind in deren Hände gibst.

Die Lösung der Vereinbarkeit muss aus meiner Sicht auf mehrere Säulen gestützt sein. Einer der größten Hemmer in diesem Zusammenhang ist wohl das eigene „schlechte Gewissen“ und die Angst, die Bindung zu verlieren. Doch auch hier kommt aus meiner Sicht eine alte Weisheit zu tragen „Es kommt nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an“. Die qualitative Zeit mit deiner Familie ist die, die bleibt und zählt. Das ist für mich ungeteilte, also volle Aufmerksamkeit in der Zeit, die als Familie zur Verfügung steht.

Und noch einmal ehrlich unter uns, JA, auch andere Menschen, tun unseren Kindern und Familien gut. Wir können also getrost ihre Unterstützung annehmen und auch da gilt es, das Loslassen zu lernen. Auch wenn nicht immer alles in unserem Sinne ist, aber zum Finetunen gibt es schlussendlich wieder uns selbst.  

freiRAUM für die Zukunft & Kraft der Vision

Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Familiengründung meinen Raum zunächst sehr eingeschränkt und verkleinert hat. Doch um gut in der eigenen Kraft zu bleiben und auch Zukunftsgedanken entwickeln zu können, braucht es freiRAUM.

Kinder sind WUNDERbar, erfüllend, ein großer Schatz und dennoch habe ich als Person auch das Recht, mir Gedanken um die eigene Zukunft zu machen.

Und genau hier sprechen wir von der Kraft der Visionen.

  • Was möchte ich zukünftig tun,
  • in welche Abhängigkeiten kann und will ich mich begeben,
  • was möchte ich ausprobieren,
  • was möchte ich mir erhalten?
  • Wie schaffe ich mir die Freiheiten, die mir wichtig sind?
  • Was ist notwendig, damit alles von mir Gewünschte auch in Erfüllung geht?

Mit der Vereinbarkeitsfrage rückt auch die Frage nach den eigenen Ressourcen plötzlich in den Fokus. Ein Tag hat nur 24 Stunden und zumindest 4-6 Stunden davon sollten wir mit Schlaf verbringen. Stehen also maximal 18 bis 20 Stunden für Familie, berufliche Tätigkeit, Haushalt, Hobbies uvm. zur Verfügung.

Die Frage ist, wie teile ich mir diese Zeit am besten ein? Wann was und vor allem: was muss ich wirklich selbst erledigen und was kann ich gut delegieren – Stichwort effizientes Zeitmanagement. Und genau hier ist das „Dorf“ wieder entscheidend. Denn alles auf einmal & alles alleine – no way – so funktioniert Vereinbarkeit nicht.

Die Kraft der Visionen kann beim persönlichen Ressourcenmanagement ebenfalls sehr unterstützen. Denn wenn ich das persönliche Zukunftsbild kenne, die Ziele klar vor Augen habe, dann zieht es mich in die gewünschte Richtung und die Sondierung der Prioritäten gelingt mir zumindest wesentlich leichter.

Achtung an dieser Stelle vor den zwei Killeraspekten:

Erwartungen der Außenwelt und eingefahrene Rollenbilder

Denn die Erwartungshaltung ist eine hohe – was muss eine Frau/Mann in der jeweiligen Lebensphase machen und schaffen. Doch in Wahrheit ist es eine Frage der Wertigkeit und der Leistbarkeit. Wichtig ist, zu wissen, auf was man sich einlässt. Damit meine ich, welche Auswirkung hat die Entscheidung auf dich und dein Leben.

Dazu gehört neben der „träumerischen“ Visionsarbeit für mich jedenfalls auch eine konkrete Recherche der sogenannten „harten“ Fakten, die in deinem Leben eine Rolle spielen. Und was immer dir andere in dem Zusammenhang erzählen, es gilt: nur du weißt was für dich wichtig ist und welche Informationen in deinem Leben relevant sind. Credo: Nur ICH selbst kann die Entscheidungen für MEIN Leben treffen.

Das ist auch ein Appell, der mir persönlich sehr am Herzen liegt: „Liebe Mamas da draußen, vertraut eurem Gefühl! Denn nur ihr selbst wisst, was ihr und euer/eure Kind(er) brauchen.“

Ist die Vereinbarkeit Beruf und Familie also tatsächlich schaffbar?

JA, klar! – Beruf und Familie sind zu vereinbaren. Die Antwort auf diese Frage ist jedoch immer und in allen Fällen eine sehr individuelle und kann jede/r nur selbst für sich lösen.

Visionen, Werte und Ressourcenmanagement sind Tools, die aus meiner Sicht bei der Entscheidungsfindung unterstützen können.

Über die Autorin

Isabella Hold, Eigentümerin von MAMABO, Miteigentümerin von adcomo, dreifach Mama, ehemalige BFC Vorständin und BFC Projektmanagerin, 2 Studien abgeschlossen (BWL und Organisationsentwicklung & Coaching)

Nachdem ich den persönlichen Austausch liebe – mehr Info’s gerne persönlich. ?