Erfolg ist sehr subjektiv, hinlänglich wird als Erfolg bezeichnet, wenn jemand die gesteckten Ziele erreicht. Erfolg entzieht sich oft einer eindeutigen Messung, vor allem, wenn Erfolg nicht als rein ökonomische Größe definiert wird. Der berufliche Erfolg kann daher nur eine Dimension im Leben eines Menschen sein, sie ist nach außen hin aber die sichtbarste Dimension.

Studien, die die Einflussfaktoren beruflichen Erfolges von Top-Führungskräften untersuchen, attestieren erfolgreichen CEOs folgende Fähigkeiten (vgl. Botelho, Powell, Kincaid, Wang 2017): sie sind in der Lage Entscheidungen treffen. Dabei geht es nicht darum immer die richtigen Entscheidungen zu treffen, sondern darum, entscheidungsfreudig zu sein. Erfolgreiche Führungspersönlichkeiten entscheiden früher, schneller und mit größerer Überzeugung. Sie wissen, dass eine falsche Entscheidung oft besser ist, als keine. Des Weiteren sind erfolgreiche Leader mit einem starken Umsetzungsdrang ausgestattet. Sie setzen sich intensiv mit den Interessen ihrer Stakeholder und Widersacher auseinander um diese an Board zu holen und Dinge in die Umsetzung zu bringen. Sie sind sehr anpassungsfähig und setzen sich aktiv mit der längerfristigen Zukunft auseinander. Die Studie von Botelho et al. (2017) zeigt, dass erfolgreiche Leader bis zu 50% ihrer Zeit mit Langfrist-Denken verbringen. Dazu gehört das Screening von Informationen, die auch weit vom unmittelbaren Aufgaben- und Geschäftsbereich entfernt sind. So können schwache Signale früh erkannt und Entwicklungen pro-aktiv mitgestaltet werden.

Aufstiegskompetenz ins Licht gerückt

Die oben genannte Studie zeigt, wodurch sich erfolgreiche von weniger erfolgreichen Führungskräften unterscheiden, sie erklärt jedoch nicht, wie diese in ihre Führungsposition gelangt sind. Neben der Führungskompetenz sollte daher auch der Aufstiegskompetenz Augenmerk geschenkt werden (vgl. Stocker 2017). Hier zeigt sich, dass eine frühe Auseinandersetzung mit dem eigenen Erfolg und ein gewisses Ausmaß an Planung und Zielsetzung wichtige Bausteine auf dem Weg zum Erfolg sind. Wer eine konkrete Idee zum eigenen Lebensentwurf hat, wird leichter Handlungen setzen können, die diesem Lebensentwurf in die Umsetzung verhelfen. Dies ist insbesondere wichtig, um die Attraktivität von unterschiedlichen Optionen zu beurteilen, die sich sehr oft unerwartet ergeben. Mit einer klaren Vorstellung von der Zukunft lässt sich das Potenzial von sich eröffnenden Chancen und ihre Wirkung auf den eigenen kurz- und langfristigen Erfolg besser einschätzen.

Frauen haben es in aller Regel etwas schwerer in Führungspositionen zu gelangen: einige der externen Faktoren, die es uns schwerer machen sind die gläserne Decke, Old-Boys-Netzwerke und höherer erforderlicher Einsatz im Vergleich zu Männern (vgl. z.B. Groysberg et al. 2013). Manchmal stehen Frauen aber auch typisch weibliche Tugenden, wie z.B. Bescheidenheit, im Wege: die Idee, dass Leistung schon belohnt werde, bewahrheitet sich leider allzu oft nicht. Bescheidenheit ist hier fehl am Platz und Frauen müssen ihre Leistungen sichtbar machen. Auch hinsichtlich des zu verhandelnden Gehalts geben sich Frauen sehr oft mit weniger zufrieden, als möglich wäre. Wenn sie aber für andere Frauen als Mentorinnen das Gehalt erstreiten, so zeigt eine Harvard Studie, dass sie sogar in der Lage sind, weit höhere Gehälter zu verhandeln als die Vergleichsgruppe der Männer, die für sich selbst verhandelte (vgl. Stocker 2017).

Mut zur Veränderung

Für mich persönlich eine der wichtigsten Botschaften für den beruflichen Erfolg ist: „You cannot win, if you don’t play!“ (Barbulescu & Bidwel in: Spotlight HBR 2013). Nur wer ins Rennen einsteigt, kann auch gewinnen. Viele Frauen scheuen noch immer davor zurück, sich für Führungspositionen zu bewerben und vergeben damit die Chance auf Aufstieg von vorherein. Eines meiner Lieblingszitate stammt von Louis Pasteur, einem französischen Chemiker, Wissenschaftler und Erfinder im 19. Jhd., der auch als Mitbegründer der medizinischen Mikrobiologie gilt und der in seinen Aufzeichnungen schrieb: „Chance favours only the prepared mind“ was in etwa bedeutet „Der Zufall hilft dem vorbereiteten Geist“. Es bringt eine Haltung der Aufmerksamkeit und Vertiefung zum Ausdruck, die es der aufmerksamen Beobachterin erlaubt, Veränderungen frühzeitig wahrzunehmen und richtig zu interpretieren. Auch in meiner eigenen beruflichen Laufbahn haben sich immer wieder unerwartet Weggabelungen aufgetan – ich habe mich meist für das Neue entschieden, wenn ich den Eindruck hatte, es würde meine Optionen erweitern und die Aufgabe könnte mir Freude bereiten. Sich für das Unsichere zu entscheiden, ist nicht immer leicht und meist wäre es komfortabler, beim Status-Quo zu bleiben. Aber beruflicher Erfolg ist vor allem auch persönlicher Einsatz und Veränderungsbereitschaft. Wer diese Lust mitbringt, Dinge zu verändern, umzusetzen und gestalterisch tätig zu sein, wird auch dem beruflichen Erfolg nahe sein.

Text zur Autorin

Rita Faullant ist Professorin an der Universität Klagenfurt und geschäftsführende Direktorin der M/O/T School of Management, Organizational Development & Technology (www.mot.ac.at). Sie war von 2014 – 2020 als Professorin für Innovationsmanagement an der University of Southern Denmark tätig und ist akademische Entwicklungspartnerin des Innovations-Benchmarking-Tools innovate!new in Kooperation mit der Plattform für Innovation.

Rita Faullant promovierte im Fach Marketing und Strategisches Management und habilitierte sich in Betriebswirtschaftslehre. Ihre Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Innovationsmanagement, Digitalisierung und Technologiemanagement, Business Model Innovation, Open Innovation, Kreativität und Innovationskultur.

Die M/O/T School of Management ist die Business School der Universität Klagenfurt und bietet akademische Weiterbildungen im Bereich Leadership und Management, Digitalisierung und Gesundheit an und erstellt personalisierte Inhouse-Programme für Weiterbildungen in Unternehmen.

Quellenangaben

Botelho E., Powell K., Kincaid St., Wang D. (2017): “What Sets Successful CEOs Apart”, in: Harvard Business Review. May/June, Vol. 95 Issue 3, p70-77. 8p.

Groysberg B.; Bell D. (2013): „Dysfunction in the Boardroom”, in: Harvard Business Review. June, Vol. 91 Issue 6, p88-95. 8p

Spotlight (2013): “Women in the Workplace: A Research Roundup”, Harvard Business Review, September, Issue 1, p.- 86-89.

Stocker L. (2017): “Karriereplanung, Aufstieg, Führung – was Frauen erfolgreich macht“, in: Buchenau P. (Hrsg): Chefsache Frauen II, Springer Gabler, Wiesbaden, S. 209-241.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Pasteur